Mit der amerikanischen Band Chicago hatten die
Kunst!Rasen-Macher Ernst-Ludwig Hartz und Martin J. Nötzel
ein Meister-Kollektiv eingeladen. Wir sind in den Zeiten
der WM, also sei ein sportlicher Superlativ erlaubt: Die
Teamleistung vor 1500 Zuhörern war Weltklasse, bewegend,
in den besten Momenten berührend, ganz tief drinnen.
Im Jahr 1969 debütierte die Band, damals noch als Chicago
Transit Authority, mit dem Album "Chicago". Die Mischung
aus Blues-, Jazz- und Rockelementen besaß eine ganz eigene
Magie, sie klang avantgardistisch und zugänglich zugleich.
Der Nachfolger "Chicago II" erscheint heute noch so vital,
experimentierlustig, politisch, psychedelisch, euphorisch
und elegisch wie 1970: ein Klassiker.
Wer das alte Vinyl-Doppelalbum besitzt, darf sich
glücklich schätzen. Bis heute arbeitet die Band Chicago,
die sich nach den Anfängen immer mehr dem
massenkompatiblen Pop annäherte, an neuen Projekten. Ein
neues Album, "Now", ist gerade erschienen. Den Titelsong
spielten sie kopfstimmenbetont als Schmelz- und
Schmachtpop-Etüde.
Auf dem Kunst!Rasen präsentierten sich die neun Musiker um
Gründungsmitglied Robert Lamm gestern Abend als
Langstreckenläufer. Unter zweieinhalb Stunden macht es
Chicago nicht. Und warum auch, Lamm ist noch nicht mal 70.
Wer seit fast 50 Jahren im Popgeschäft ist, hat viel zu
erzählen.
Die Musiker nahmen das Bonner Publikum auf dem Kunst!Rasen
auf eine Zeitreise mit. "Introduction" und "Questions 67 &
68" vom ersten Album waren eine Hommage an die eigene
Genialität anno 1969. Doch damit nicht genug, Chicago
spielte auch das gesamte "Ballet For A Girl In Buchannon"
von 1970: von "Make Me Smile" bis "Now More Than Ever".
Das "Ballet" ist eine der tollsten Liebeserklärungen des
Pop, alles kam hier gestern Abend zusammen: ein
fabelhaftes Soundfundament der leistungsstarken
Bläserabteilung, Querflöten-Poesie und pure Emotion. Humor
hatten sie auch im Programm. Peter Cetera hat die Band
1985 verlassen, den von ihm gesungenen Welthit "If You
Leave Me Now" hat er aber nicht mitgenommen, der Song ist
untrennbar mit Chicago verbunden.
Ebenso wie "25 Or 6 To 4", "Hard To Say I'm Sorry", "Will
You Still Love Me?" und "You're The Inspiration".
Im Bonner Konzert machten sich vor allem Jason Scheff und
Lou Pardini die Herz- und Schmerz-Songs zu eigen. Pardinis
"Look Away" hätte das Herz des härtesten Zuhörers brechen
können. Scheffs "Will You Still Love Me?" natürlich auch.
Die ausgeklügelte, wirkungsvolle Dramaturgie vereinte
Tempo und Power mit dem süßen Sog der Balladen. Doch
selbst dieses umjubelte Konzert - ein würdiger Beginn der
Kunst!Rasen-Saison - musste einmal enden: mit "25 Or 6 To
4". Erst dann kam der Regen, quasi mit dem Schlussakkord.
BRON:
Artikel vom 07.07.2014
Kunst!Rasen: Die amerikanische Band Chicago eröffnet die
Saison 2014 | GA-Bonn - Lesen Sie mehr auf:
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